Fotografie von Pferden

Dieser Artikel wurde im Sommer 2023 um einen neuen Abschnitt am Ende des Beitrags erweitert.

In diesem Beitrag geht es um die Fotografie von Pferden, in der Regel in Bewegung.

Vorweg: ich bin kein Profi-Fotograf sondern reiner Amateur. Ich habe 2005 angefangen meine Pferde zu fotografieren, weil Termine mit Profis schwierig zu koordinieren sind wenn diese einen vollen Terminplan und eine weite Anreise haben. Schließlich möchten wir unsere Pferde bei gutem Wetter fotografieren und das lässt sich nicht planen, wenn Termine 6 Wochen im Voraus vereinbart werden (müssen). Daher gibt es hier auch keine „Profi-Tipps“ sondern nur Anmerkungen einer ambitionierten Hobby-Fotografin.

Grundsätzlich beziehen sich meine Ausführungen in diesem Beitrag immer auf digitale Spiegelreflex-Kameras (DSLR). Auf Bridge-, Kleinbild oder Handy-Kameras gehe ich nicht ein.

Immer wieder liest man im Netz, gerne auch auf FB, Fragen wie: „meine Kamera xyz macht keine guten/scharfen Bilder. Ich will mir eine neue Kamera kaufen, was könnt Ihr mir empfehlen?“

Viele dieser Fragenden besitzen bereits eine Spiegelreflex-Kamera, sind aber mit den fotografischen Ergebnissen nicht zufrieden.

Wenn man dann nachfragt, stellt sich heraus, daß in aller Regel im Automatik-Modus fotografiert wird und die Funktionen der vorhandenen Kamera garnicht gekannt und ausgenutzt werden.

Daher mein Tipp: bevor man über die Anschaffung einer neuen Kamera nachdenkt, sollte man – so man bereits eine digitale Spiegelreflex-Kamera besitzt – sich zu allererst mit der Bedienung dieser Kamera auseinander setzen.

„Gute“ Bilder entstehen nicht oder wenn nur ganz selten bzw. zufällig, wenn man im Automatik-Modus fotografiert! Für gute Bilder muss man die Kamera beherrschen.

Denn nicht die Kamera sondern der Fotograf macht das Bild!

Daher möchte ich hier eine kurze Einführung in das Thema digitale Fotografie geben.

ISO – BLENDE – BELICHTUNGSZEIT

Der ISO-Wert gibt an, wie lichtempfindlich die Kamera reagiert. Je höher der ISO-Wert, desdo weniger Licht benötigt die Kamera um ein gutes Bild herzustellen. Daher benötigt man bei schlechten Lichtverhältnissen, z.B. in einer Reithalle, einen hohen ISO-Wert. Allerdings hat ein hoher ISO-Wert einen gravierenden Nachteil: es entsteht ein sog. „Bild-Rauschen“, siehe hierzu auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Bildrauschen. Ein normaler ISO-Wert ist 100 oder 200, auch 400 wird gerne noch genommen. Je nach Kamera wird ab 800 ISO das Bildrauschen deutlich sichtbar.

  • Hoher ISO-Wert – für schlechte Lichtverhältnisse – hohes Bildrauschen. Erstrebenswert ist es, mit einem ISO zwischen 100 und 400 zu fotografieren.

Der Blendenwert gibt an, wie weit die Blende geöffnet wird. Ein niedriger Wert, z.B. 2,8 zeigt an, dass die Blende weit offen ist; ein hoher Wert gibt an, dass die Blende weit geschlossen wird. Eine offene Blende hat zur Folge, dass viel Licht auf den Sensor treffen kann. Bei einer weiter geschlossenen Blende trifft weniger Licht auf den Sensor. Ein anderer Effekt ist, dass man bei einer offenen Blende nur eine geringe Tiefenschärfe hat, d.h. nur ein Bereich in einer bestimmten Entfernung wird wirklich scharf, alles was davor und dahinter liegt wird unscharf. Bei einer stärker geschlossenen Blende hat man eine größere Tiefenschärfe, d.h. auch Bildbereiche die näher oder weiter weg liegen, werden noch scharf.
Das kann z.B. wichtig sein, wenn man einen Pferdekopf schräg von vorne aufnimmt. Wenn man auf die Augen scharf stellt und man hat einen niedrigen Blendenwert eingestellt (sprich die Blende ist weit offen), dann sind die Augen scharf, die Nüstern und die Ohren aber unter Umständen nicht. Mit einer mittleren Blende aufgenommen, ist der ganze Kopf scharf abgebildet, nur der Hintergrund wird dann unscharf.

  • Niedriger Blendenwert – Blende ist weit offen – lässt viel Licht durch – geringe Tiefenschärfe (nur der Punkt, auf den fokussiert wird, wir scharf).
  • Hoher Blendenwert – Blende ist weit geschlossen – lässt wenig Licht durch – hohe Tiefenschärfe (auch Bereich vor und hinter dem Fokus-Punkt werden schwarf).

Die Belichtungszeit gibt an, wie lange die Blende geöffnet ist. Dieser Wert ist noch am einfachsten zu verstehen: je kürzer die Belichtungszeit, desdo schärfer ist das Bild. Viele Fotografen empfehlen, bei der Fotografie von Tieren grundsätzlich eine Belichtungszeit von 1/1000 (einer tausendstel!) Sekunde zu wählen. Dann sind die Bilder knackig scharf, sie wirken wie „eingefroren“. Ich persönlich fotografiere häufig mit einer 1/500 Sekunde und bekomme auch scharfe Bilder. Nebenbei sollte man sich noch an folgende Regelung halten: der Wert der Belichtungszeit sollte mindestens doppelt so hoch sein, wie die max. Brennweite. Fotografiere ich also mit einem 70-200mm Zoomobjektiv, sollte die Belichtungszeit 1/400 sec nicht überschreiten. Bitte beachten: je höher der Wert, desto kürzer die Belichtungszeit (eine Tausendstel ist weniger als eine Fünfhundertstel).

  • Kurze Belichtungszeit – hoher Wert (z.B. 1/1000).
  • Lange Belichtungszeit – niedriger Wert (z.B. 1/60).

Das grundlegende Verständnis für das Zusammenspiel von ISO, Blende und Belichtungszeit ist eine absolute Voraussetzung für gute Bilder! Nur wer dieses verstanden hat, kann seine Kamera beherrschen.

Und nochmal: nicht die Kamera macht die Bilder sondern der Fotograf!

Das Beitragsbild habe ich im Automatikmodus(!) mit dem eingebauten Blitz der Kamera gemacht. Der ISO ist 400, die Kamera hat eine Blende von 4,0 eingestellt und eine Belichtungszeit von 1/60 Sekunde. Wie man bei genauem Hinsehen erkennen kann, ist das Bild im Bereich der Riffelung am Objektiv, rund um den roten Punkt, scharf. Der Bereich weiter vorne (z.B. das Einstellrad an der Kamera) oder weiter hinten (die Beschriftung am vordereren Ende des Objektivs) ist leicht verschwommen. Der Grund hierfür liegt in der ziemlich weit geöffneten Blende mit nur einer geringen Tiefenschärfe.

Warum habe ich in diesem Fall den Automatikmodus verwendet? Es handelt sich um ein statisches Motiv (bewegt sich nicht) und ich habe mit Blitz gearbeitet. Da ich fast nie den Blitz benutze, kenne ich mich damit nicht aus. Von daher war in diesem Fall für mich persönlich der Automatikmodus ok.

Die Bedienungsanleitung

Auch wenn es lästig ist: es ist elementar wichtig, die Bedienungsanleitung zu lesen!

Unter Umständen kann es sogar sinnvoll sein, sich für die Einstellungen der Kamera ein spezielles Buch anzuschaffen. Für viele Kamera-Modelle gibt es Bücher, in denen die möglichen Einstellungen der Kamera und deren Wechselwirkung sehr gut beschrieben werden.

In der Bedienungsanleitung findet an, wie man ISO, Blende und Belichtungszeit (auch Verschlusszeit genannt) einstellt.

Ausserdem kann man bei vielen Kameras Einstellungen zum Autofokus festlegen.

Der Autofokus (AF)

Der Autofokus stellt auf das gewählt Motiv scharf, wenn man den Auslöser halb durchdrückt. Da die Kamera nicht weiss, ob man die Bäume im Hintergrund, das rennende Pferd oder die Grashalme im Vordergrund scharf haben will, muss man die Einstellungen entsprechend festlegen. Wie das geht, findet man in der Bedienungsanleitung.

Man kann aus verschiedenen AF-Meßfeldern wählen, nur einen in der Mitte festlegen, mehrere drum herum oder alle.

Ich persönlich arbeite mit einem zentralen Punkt-Fokus. Das hat den Vorteil, dass das Pferd, wenn ich es in der Mitte des Suchers habe und scharf stelle auch wirklich scharf wird. Es hat den Nachteil, dass das Bild, wenn das Pferd aus dem Mittelpunkt herausläuft, nicht mehr scharf wird.

Bei einigen Kameras kann man auch festlegen ob und wenn dann wie der Autofokus nachgeführt wird, falls sich das Objekt bewegt und man Reihenaufnahmen macht und mit der Kamera mitzieht. Da Pferde ja auch mal auf einen zulaufen können und sich somit der Fokuspunkt permanent verändert, kann das bei Reihenaufnahmen sehr sinnvoll sein.

Die verschiedenen Programme

Wie ich schon am Anfang geschrieben habe, ist der Automatikmodus in den meisten Fällen nicht wirklich brauchbar.

Die meisten Kameras bieten zwei Halb-Automatik-Programme an, TV und AV: einmal gibt man ISO und Blende vor, beim Anderen gibt man ISO und Belichtungszeit vor. Die Kamera selber wählt dann die dazu passende Belichtungszeit bzw. Blende.

Mit diesen beiden Halbautomatiken ist man i.d.R. sehr gut bedient, wenn man Aussenaufnahmen machen möchte. Je nach Wetter (d.h. Helligkeit bzw. Lichtverhältnissen) wählt man 100 bis 400 ISO und 1/500 bis 1/1000 Belichtungszeit (oder noch weniger). Die Kamera stellt dann die passende Blende ein.

Alternativ dazu kann man die Blende festlegen, z.B. wenn man einen verschwommenen Hintergrund haben möchte, die Kamera wählt dann die passende Belichtungszeit.

Grundsätzlich empfehle ich, mit diesen beiden Halbautmatiken „rumzuspielen“, viel auszuprobieren und festzustellen, welcher Modus einem persönlich liegt.

Wenn ich in der Reithalle fotografiere, benutze ich gerne den manuellen Modus und gebe Blende und Belichtungszeit vor. Bei meiner Kamera kann ich den ISO-Wert auf „Auto“ stellen, so dass die Kamera diesen dann automatisch auswählt. Allerdings kann bzw. wird das zu hohem Bildrauschen führen.

Der Blitz

Schon weiter oben – bei meinen Anmerkungen zum Beitragsfoto – habe ich geäussert, dass ich nicht mit Blitz fotografiere. Warum nicht?

Der eingebaute Blitz hat eine Reichweite von 1-3 Metern. Er eignet sich dafür, um die Familie auf der Couch zu fotografieren. Aufsteck-Blitze für die Kamera reichen vielleicht 4-6 Meter weit, aber meistens ist man doch deutlich weiter vom Pferd weg, als diese paar Meter (eine Reithalle hat Standard-Maße von 20×40 Meter, da bewegen wir uns in ganz anderen Entfernungen). Ausserdem verzögert der Blitz das Auslösen der Kamera enorm. Das Pferd ist schon wieder „weg“, der Fokuspunkt stimmt nicht mehr usw. usf. Und last but not least erschreckt ein Blitz das Pferd enorm.

Fazit

Also nochmal: Nicht die Kamera macht das Bild sondern der Fotograf. Voraussetzung für gute Bilder ist das Verständnis von ISO, Blende und Belichtungszeit und deren Zusammenspiel. Und: üben, üben, üben! Schließlich müssen wir heute keine Abzüge mehr bezahlen sondern können alles hinterher am Computer in den Müll schmeissen.

Die Ausrüstung

Nun also doch: ich äussere mich zur Kamera, vielleicht aber nicht so, wie erwartet.

Die Kamera als Ganzes besteht aus zwei Komponenten: dem Gehäuse (der eigentlichen Kamera) und dem Objektiv. Aus meiner Erfahrung muss ich feststellen, dass das Objektiv eine sehr, sehr hohe aber häufig vernachlässigte Bedeutung hat! Meine erste Kamera war eine Canon 20D mit einem sog. Kit-Objektiv. In Bezug auf die Bilder, die ich machen wollte, war dieses Objektiv das leistungsbegrenzende Element. Ein leichtes Zoom mit einem breiten Blenden-Bereich (je näher ich heran gezoomt habe, desdo weniger Licht hat das Objektiv durchgelassen). Mit dieser Kombination sind mir einige sehr gute Bilder gelungen, aber ich habe schnell gemerkt, dass ich bei schlechten Lichtverhältnissen (in meinem Fall in der Reithalle) überhaupt keine zufrieden stellenden Bilder machen konnte.

Aktuell gibt es zwei führende Hersteller im DSLR-Bereich: Canon und Nikon. Eine Empfehlung für einen Hersteller kann es nicht geben. Ich persönlich bin bei Canon „gelandet“ allerdings eher durch Zufall. Festzuhalten ist lediglich, dass der Wechsel von einem Hersteller zum anderen zu einem späteren Zeitpung mit hohen finanziellen Einbußen verbunden sein wird, weil die Objektive der verschiedenen Hersteller nicht zu einander passen. Zu beiden Herstellern gibt es aber Drittanbieter, die jeweils gutes Zubehör wie auch Objektive anbieten.

Allerdings gibt es mittlerweile auch weitere Hersteller mit einem sehr guten und umfangreichen Angebot.

Die Objektive

Wie ich bereits geschrieben habe, war für mich der Schwachpunkt an meiner Kamera-Kombi das Objektiv. Warum? Mein „Kit“-Objektiv hatte einen breiten Blenden-Bereich. Je weiter also das Objekt (Pferd) von der Kamera weg ist, desdo näher muss ich heran-zoomen. Wenn nun aber das Ojbektiv nur noch eine Blende von 5,6 zulässt obwohl das Gehäuse 2,8 „kann“, dann habe ich nachher zu wenig Licht auf dem Bild. Ausserdem war der Zoom-Bereich von 17-85mm doch sehr begrenzt.

Bewährt für die Fotografie von Pferden haben sich Zoom-Objektive mit einem Zoom-Bereich von 70-200mm und einer festen Blende. Das heisst, der Lichtdurchlass ist immer gleich hoch, egal ob ich das Objekt heranzoome oder nicht.

Bei Canon gibt es hier aktuell zwei Exemplare: einmal das 70-200 4,0 und das 70-200 2,8. Das 2,8er lässt mehr Licht durch und ist daher bei schlechten Lichtverhältnissen besser geeignet. Dafür ist es aber sehr groß und vorallem sehr schwer. Das 4,0er ist deutlich kleiner und leichter, dafür ist es bei schlechten Lichtverhältnissen aber nicht ganz so gut geeignet. Wer überwiegend oder fast ausschließlich im Freien fotografiert, wird mit dem günstigeren 4,0er sehr gut bedient sein. Ich selber habe ein 2,8er, das gute Stück verursacht aber schon mal Ermüdungserscheinungen oder Muskelkater im linken Arm, wenn ich viel fotografiere.

Entsprechende Objektive gibt es auch von Dritt-Anbietern, die teilweise deutlich günstiger sind als die Objektive der Original-Hersteller. Bei der Auswahl muss man unbedingt auf die AF-Geschwindigkeit des Objektivs achten und ggfls. Preis und Leistung gegeneinander abwägen, da das Objektiv leicht die Kamera ausbremsen kann.

Wenn Sie bereits eine DSLR besitzen und grundsätzlich mit der Bedienung klar kommen, dann ist mein ganz eindringlicher Tipp: bevor sie in eine neue Kamera (mit vielleicht einem unzureichenden Kit-Objketiv) investieren, geben sie besser Ihr Geld für ein wirklich gutes Objektiv aus! Achten Sie beim Kauf darauf, dass dieses Objektiv auch später, wenn Sie sich vielleicht doch mal ein neues Gehäuse kaufen wollen, weiter verwendet werden kann!

Je mehr Sie fotografieren, desdo stärker wird Ihr Wunsch werden noch das eine odere andere Objektiv zusätzlich zu besitzen und zu benutzen. Auch aktualisieren die Hersteller ab und an ihre Objektiv-Serien, so dass es sein kann, dass ein verbessertes Exemplar Ihres Lieblings-Objektivs auf den Markt kommt, welches dann zum Beispiel noch schneller im AF ist.

Erschrecken Sie nicht: ein gutes Objektiv kostet mehr – teilweise sehr viel mehr – als ein gutes Gehäuse! Wodurch das Objektiv den Preis für die Fotoausrüstung nochmal ganz gewaltig nach oben treiben wird.

Das Gehäuse

Wenn Sie nun doch in ein neues Gehäuse investieren wollen – oder noch gar keine DSLR haben – dann müssen Sie neben der Wahl des Herstellers eine weitere Grundsatzentscheidung treffen: Vollformat oder Crop? Eine Vollformat-Kamera liefert Bilder, die dem alten Kleinbildformat bei analogen Kameras entsprechen. Eine Crop-Kamera hat einen kleineren Chip und dadurch einen kleineren Abbildungsbereich. Dadurch ergibt sich ein verändertes Abbildungs-Verhältnis, quasi einen „fest eingebauten Zoom“, dieses kann dann auf Kosten der Detail-Genauigkeit gehen.

Grundsätzlich muss man sagen, dass Vollformat-Kameras deutlich teuerer sind, wurden sie doch für den Profi-Fotografen entwickelt.

Für jemanden, der Pferde in der Bewegung fotografieren möchte, ist darüber hinaus die AF-Geschwindigkeit und die Anzahl der Bilder pro Sekunde bei Reihenaufnahmen von Bedeutung. Einen schnellen AF und eine hohe Anzahl an Bildern pro Sekunde haben in der Regel Kameras, die für Sportfotografen entwickelt wurden.

Aus diesem Grund habe ich mich, als ich vor einiger Zeit meine 20D gegen ein moderneres Gerät eintauschen wollte, gegen eine Vollformat-Kamera entschieden, weil ich bei der AF-Geschwindigkeit keine Abstriche machen wollte (und nicht das Geld für das absolute Spitzen-Top-Modell im Profi-Lager ausgeben wollte).

Wenn Sie neben den Pferden auch noch anderes – z.B. Familienbilder – fotografieren wollen, dann kann es sinnvoll sein, ein Gehäuse mit Kit-Objektiv zu kaufen. Falls Sie dafür aber sowieso immer Ihr Handy nehmen sollten, dann können Sie sich das sparen und kaufen nur das Gehäuse plus ein Objektiv Ihrer Wahl – falls Sie dieses nicht schon besitzen.

Der Blitz

Vergessen Sie den Blitz. Wie schon oben erwähnt: Sie werden keinen brauchen.

Speicherkarten

Speicherkarten gibt es in verschiedenen Kapazitäten und Speichergeschwindigkeiten. Ich empfehle Speicherkarten mit einer hohen Kapazität. Es ist unendlich ärgerlich, wenn Ihr Pferd sich gerade super präsentiert, Sie einen „Run“ haben und *zack* ist die Speicherkarte voll! Bis sie diese gewechselt haben ist die Situation vorbei, das Pferd reagiert nur noch gelangweilt und Ihnen sind ein paar tolle Bild-Möglichkeiten entgangen!
Hinsichtlich der Speichergeschwindigkeiten gibt es ebenfalls Unterschiede. Es ist mehr als schade, wenn die Speicherkarte die Kamera ausbremst und diese bei tollen Serienbildern stoppen muss, weil die Speicherkarte zuviel Zeit benötigt, die Bilder abzuspeichern. Auch hier können Ihnen tolle Bilder entgehen!
Grundsätzlich ist aber nicht die Speicherkarte mit der höchsten Kapazität und/oder der höchste Speichergeschwindigkeit die beste! Informieren Sie sich, welche Kombi für Ihre Kamera vom Hersteller empfohlen wird!

Ein Stativ

Falls Sie sich für ein schweres 70-200 2,8er Objektiv entschieden haben sollten, dann kann es sinnvoll sein, ein Einbein-Stativ zu kaufen. Es ist nicht sehr teuer, lässt sich relativ leicht transportieren, ist variabel im Einsatz und erleichtert das „Gewicht-Stemmen“ doch erheblich.

Falls Sie Ihre Kamera auch zum Filmen benutzen – viele moderne DSLR haben ausgereifte Video-Funkionen – dann werden Sie ein stabiles 3-Bein-Stativ benötigen, damit die Videos nicht verwackeln.

Batterie-Griff

Je nachdem, wieviel Sie fotografieren bevor Sie Ihren Akku das nächste Mal laden können, oder falls Sie vorhaben viel zu filmen, kann ein Batterie-Griff (der zwei Akkus aufnehmen kann) sinnvoll sein. Allerdings wird das Kameragehäuse dadurch deutlich voluminöser und auch schwerer. Alternativ dazu kann man auch ein oder zwei geladene Reserve-Akkus einstecken und bei Bedarf wechseln.

Tragegurt

Wenn Sie lange Foto-Sessions haben und/oder zwischendurch die Hände frei haben wollen oder müssen, kann die Anschaffung eines Gurtes sinnvoll sein, mit dem Sie die Kamera an der Schulter hängen haben und schnell danach greifen können.

Fotosession planen

Wetter und Licht

Grundsätzlich fotografieren wir unsere Pferde natürlich am liebsten bei Sonnenlicht. Aber auch an diesigen oder nebligen Tagen können sehr schöne Bilder entstehen, einfacher aber ist es bei Sonne. Sehr schönes Licht gibt es in den Morgen- und Abendstunden, wenn sicht die Lichtverhältnisse in’s Warme verschieben. Der Sonnenstand ist wichtig, bei Gegenlicht können schöne Bilder entstehen, detailgenauer werden Bilder aber, wenn die Sonne im Rücken des Fotografen steht.

Pferd putzen!

Wenn wir unser Pferd gut herausbringen wollen, dann muss es sauber sein! Also unbedingt vorher putzen, eventuell sogar waschen! Je nachdem was Sie wollen, kann es sinnvoll sein, das Pferd dezent zu „schminken“, also mit Babyöl die dunklen Hautpartien rund um Maul, Nüstern und Augen zu betonen.

Hilfskräfte

Für ausdrucksstarke Bilder benötigt man mindestens eine, besser zwei Hilfskräfte als Animateur. Schließlich wollen wir, dass das Pferd wach und interessiert in die Kamera schaut oder sich gut bewegt. Das kann der Fotograf nicht erreichen. Also muss jemand bei oder neben dem Fotografen stehen, der das Pferd animiert. Sei es durch eine Plastiktüte, die spannende Geräusche macht oder durch sonstige Hilfsmittelchen. Da muss man ausprobieren, worauf das Pferd reagiert. Selten reagieren Pferd auch auf das Klicken des Auslösers, heben den Kopf und sehen ganz gespannt in die Kamera.

Für Bewegungsbilder sind zwei Hilfskräfte erforderlich, die das Pferd in der gewünschen Richtung vor die Kamera treiben.

Diese Hilfskräfte müssen unbedingt ein grundlegendes Verständnis für das Verhalten von Pferden haben, um das richtige Maß ihrer Aktionen zu finden. Sonst artet das ganze in eine wilde Jagerei aus, bei der keine ansprechenden Bilder entstehen können!

Hilfsmittel

Neben der bereits erwähnten Plastiktüte zum Rascheln kann man auch versuchen die Aufmerksamkeit des Pferdes durch eine Blechdose mit Steinchen drin, einen Regenschirm oder eine Ball zu erhalten.

Weideschnappschüsse

Bei schönem Wetter gehe ich gerne „einfach so“ mit der Kamera über die Weiden. Sehr häufig findet sich keine Gelegenheit etwas zu fotografieren. Die Pferde stehen gelangweilt rum und haben die Nase im Gras. Manchmal aber ergeben sich spontane Möglichkeiten. Die Pferde haben „ihre arabischen 5 Minuten“ und toben über die Weide. Oder sie wechseln den Standort und die ganze Gruppe kommt auf einen zu. Oder, oder, oder – es kann sich also lohnen auch mal ungeplant und einfach so mit der Kamera los zu ziehen. Nur Bilder planen – das kann man so definitiv nicht.

Besondere Situation: Fotografieren in der Reithalle

Beim Fotografieren in der Reithalle ergeben sich nochmal ganz andere Ansprüche als beim Fotografieren draussen unter freiem Himmel.

Die Beleuchtungsverhältnisse in Reithallen sind sehr dunkel. Selbst Reithallen, bei denen man subjektiv den Eindruck hat, dass sie gut ausgeleuchtet sind, stellen einen i.d.R. vor besondere Herausforderungen.

Wie ich weiter oben schon geschrieben habe, macht es keinen Sinn, in der Reithalle blitzen zu wollen (ausser man macht nur statische Bilder und baut sich regelrecht ein „Studio“ in die Halle, aber das ist dann ein ganz anderes Thema). Aus diesem Grund muss man schauen, wie man aus der vorhandenen Ausrüstung das Beste rausholt.

Aufgrund meiner Erfahrungen der vergangenen Jahre gebe ich folgende Empfehlung:

Belichtungszeit so lang wie möglich und so kurz wie nötig.
Längere Belichtungszeiten als 1/80 oder 1/100 verwackeln eigentlich immer.
Dann sollte die Belichtungszeit wenigstens doppelt so hoch wie die Brennweite sein. Das bedeutet, mit einem 28-70mm-Objektiv mindestens 1/140sec, mit einem 70-200m-Objektiv mindestens 1/400 sec.
Blende so weit offen wie möglich, also zum Beispiel 2,8. Dann geht aber die Tiefenschärfe flöten. Daher kann man überlegen, ob man die Blende ein wenig schliesst, z.B. auf 5,0.
Der ISO muss unter diesen Umständen hoch sein, auch wenn das zu deutlichem Bildrauschen führen wird. Anders bekommt man keine ausreichend belichteten Bilder. Bei meiner Kamera stelle ich den ISO auf „Auto“, dann stellt die Kamera den richtigen Wert ein. Bei manchen Kameras kann man den Höchstwert des ISO beschränken, so dass er z.B. 3200 oder 6400 nicht übersteigt; somit kann man das Bildrauschen u.U. in akzeptablen Grenzen halten.

In einer 20×40-Reithalle verwende ich aufgrund der Entfernungen vorzugsweise ein 24-70mm 2.8er Objektiv.

Bildbearbeitung

Zum Speichern, Sortieren und Nachbearbeiten von Bildern gibt es zahlreiche Computer-Programme von kostenlos über kaufbar oder als Abo (Adobe-Produkte).
Eine wirkliche Empfehlung kann ich nicht ausprechen.
Ich persönlich arbeite mit Adobe Lightroom, komme damit sehr gut zurecht und schätze das Programm sehr.

RAW oder JPG?

Diese Frage gehört auch zu den Kamera-Einstellungen, dort kann festegelegt werden, ob ein Bild im RAW und/oder im JPG-Format gespeichert wird!

RAW (auf deutsch „roh“) speichert die Bilddaten in einem „digitalen Negativ“. Dieses muss durch entsprechende Software entwickelt werden. Die Anpassungsmöglichkeiten bei der RAW-Entwicklung sind sehr vielfältig und bieten nahezu unendliche Möglichkeiten. Das von mir erwähnte Lightroom ist ein sehr mächtiges Tool für die RAW-Entwicklung. Der Vorteil ist, dass die RAW-Daten immer unverändert bleiben, die vorgenommenen Änderungen (Entwicklungsdaten) werden unabhängig vom Original-Bild gespeichert.

JPG ist das fertige Bild, irgendeine Bildentwicklung ist nicht notwendig. Es kann zwar auch noch angepasst werden aber die Änderungen werden direkt im Bild gespeichert. Wenn die Software nicht verschiedene Bild-Versionen beibehält, dann gehen die Original-Daten verloren. Ausserdem werden bei jedem Speichervorgang die Daten komprimiert, so dass nach und nach Bild-Details verloren gehen.

Empfehlungen/Erfahrungen

Angefangen habe ich mit einer Canon 20D mit Kit-Objektiv. Fotografiert habe ich im Automatik-Modus. Es sind ein paar nette Bilder entstanden, aber nichts wirklich gutes.

Der nächste Schritt war der Wechsel zu den Halbautomatik-Programmen. Hier habe ich angefangen mit der Blendenautomatik. ISO 400, Belichtungszeit 1/500.
Die Bilder wurden besser.
Dann habe ich mich verstärkt mit den Einstellungen der Kamera beschäftigt, den AF-Modus verändert, AF-Meßfelder festgelegt und an der Belichtungsmessung gespielt.
Auf einmal hatte ich deutlich mehr scharfe Bilder!

Als nächstes habe ich mir dann ein wirklich teures Objektiv geleistet, ein 70-200mm 2,8er IS USM von Canon. Es gilt heute als veraltet (es gibt schon seit Jahren ein USM II als Nachfolger), aber ich sehe bis her keine Notwendigkeit es zu ersetzen.
Viele Jahre habe ich mit der „einfachen“ Kamera und dem Profi-Objektiv sehr zufrieden stellende Bilder gemacht.

Seit dieser Zeit fotografiere ich auch ausschließlich in RAW, weil die man die Entwicklungseinstellungen so auch später noch verändern kann, wenn man einem Bild eine andere „Atmosphäre einhauchen“ möchte.

Den Wechsel zu einem neuen Gehäuse („Sportkamera“, semi-professionelle Kamera) habe ich aus Leidenschaft an der Fotografie vorgenommen. Wirklich „gebraucht“ habe ich sie nicht.

Mittlerweile besitze ich noch weitere Objektive, aber für die Pferde-Fotografie ist mein Standard-Objektiv immer noch das o.a. 70-200mm.

Update 2023

Seit einigen Jahren gibt es als Alternative zu den bewährten digitalen Spiegelreflex-Kameras sog. System-Kameras, welche einige Vorteile bieten.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es für die System-Kameras zwar eigene Objektive gibt, die Hersteller aber Adapter anbieten, so dass man die vorhandene Objektive auch an der neuen Kamera verwenden kann. Somit kann man den Umstieg Schritt für Schritt durchführen ohne gleich die gesamte Ausrüstung auszutauschen.

  • Weniger Mechanik – die ganze Spiegel-Mechanik fällt weg, dadurch kein Klack-Geräusch, schnellere Serien-Bilder, weniger Teile die kaputt gehen können.
  • Elektronischer Sucher – im Gegensatz zu einer klassischen Kleinbild-Kamera wird genau der Bereich im Sucher gezeigt, der auch fotografiert wird.
  • Der Nachteil bei diesen Kameras ist, dass sie mehr Strom verbrauchen und man daher auf einen Ersatz-Akku nicht verzichten sollte.

Wenn ich heute eine neue Kamera kaufen würde, dann würde ich mir eine solche aussuchen.

Weitere Informationen

Beiträge zum Thema Fotografie in meinem privaten Blog