Unterschiede VZAP vs. ZSAA

Vorbemerkung

Ich bemühe mich hier, einen objektiven Überblick der beiden Verbände zu geben. Trotzdem ist mein Eindruck natürlich subjektiv gefärbt. Ich bin seit 2004 Mitglied im VZAP und war zusätzlich 2009/2010 auch Mitglied im ZSAA. Aufgrund meiner persönlichen, subjektiven(!) Erfahrungen habe ich diese Mitgliedschaft aber nicht beibehalten. Das Beitragsbild zeigt den Prämienhengst (ZSAA) Navodchik v. Drug a.d. Nutria (links) und den Prämienhengst (VZAP) Mir Wan v. Mirok Monpelou a.d. Broshka (rechts).

Geschichte

VZAP

Der VZAP (Verein der Züchter und Freunde des arabischen Pferdes) wurde 1949 gegründet. Er betreut alle arabischen Rassen, dies sind: der Vollblutaraber (auch AV oder VA genannt), der Shagya-Araber, der Anglo-Araber (inkl. anglo-arabisches Vollblut), den Partbred-Araber (in den Typ-Ausprägungen “deutsches Warmblut” und “Spezial”) sowie den Araber (fast-reine Vollblutaraber mit sehr geringem Fremdblutanteil, z.B. Tersker Araber). Alle Rassen ausser dem Vollblutaraber werden auch als “Rassegruppen” bezeichnet.

ZSAA

Der ZSAA wurde als “Zuchtverband für Shagya-Araber, Anglo-Araber und Partbred-Araber” im Jahr 1999 (?) gegründet. Später wurde er in “Zuchtverband für Sportpferde arabischer Abstammung” umbenannt. Wie der ursprüngliche Name aussagt, betreute der Verband ursprünglich nur die sog. Rassegruppen. Erst seit 2005 wird auch ein Zuchtbuch für Vollblutaraber geführt. Entscheidend für die Gründung des ZSAA war die Tatsache, dass eine nicht unerhebliche Anzahl der Rassegruppen-Züchter beim VZAP mit der Verbandsführung unzufrieden war.

Führung, Mitglieder & Philosophie

VZAP

Aufgrund des Alters des Verbandes hat der Präsident bereits häufig gewechselt.

Nachdem der langjährige Vorsitzende Herr Dr. H.-J. Nagel aus Altersgründen nicht mehr kandidiert hat, haben die Präsidenten in den letzten beiden Jahrzehnten mehrfach gewechselt. Herr Walter Koch, Herr Wolfgang Eberhardt, Herr Manfred Hain und Herr Dr. Kersebaum haben den Verband geführt. Seit 2014 ist Herr Wolfgang Eberhardt erneut Präsident des Verbandes.

2004 wurde der langjährige Geschäftsführer & Zuchtleiter Klaus Beste entlassen. Dies führte zu einer Klage gegen den Verband sowie gewaltigen Unruhen unter den Mitgliedern. In den nachfolgenden Jahren wurde diese Affäre nochmals aufgekocht (Entlassungen und Wiedereinstellungen von Geschäftsführern/Zuchtleitern). Seither hat der Verband zwei weitere Geschäftsführer & Zuchtleiter beschäftigt. Mehrere Präsidenten (siehe Absatz zuvor) versuchten mit mehr oder weniger Erfolg, wieder Ruhe und Kontinuität in den Verband zu bringen.

Sowohl offizielle Bekanntmachungen des VZAP als auch Gerüchte werden häufig in den sozialen Netzen diskutiert, zerrissen, auseinander genommen oder verdammt. Dies trägt maßgeblich mit dazu bei, dass die Aussenwirkung des VZAP die einer “zerstrittenen Chaos-Truppe” ist. Häufig kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier systematisch Stimmung gegen den Verband gemacht werden soll.

Nichtsdestotrotz verfügt er VZAP über engagierte Mitglieder und Ehrenamtler sowie eine gut funktionierende Geschäftsstelle.

Die Mitglieder-Struktur des VZAP ist historisch gewachsen. Bis zur Gründung des ZSAA musste jeder, der in Deutschland arabische Pferde züchten wollte, im VZAP Mitglied werden. Bedingt dadurch besteht die Mitglieder-Gemeinschaft aus vielen unterschiedlichen Gruppierungen, z.B. (Auflistung nur beispielhaft):

Züchter die für die von ihnen gezüchteten Pferde einfach nur Abstammungspapiere haben wollen.
Züchter, die ihre Pferde ausschließlich für das Show-Wesen züchten und bei denen der Typ über allem steht.
Züchter, die für den Renn- oder Distanz-Sport züchten und für die der Typ zweit- oder gar drittrangig ist.
Darüber hinaus gibt es einige Mitglieder, die ihre Pferde beim ZSAA angemeldet haben, aber dennoch Mitglied im VZAP bleiben.

Alle diese Gruppierungen haben unterschiedliche Vorstellungen davon, was ihr Zuchtverband leisten soll oder muss. Der VZAP steht für die Vielfalt des arabischen Pferdes, mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen.

ZSAA

Seit seiner Gründung ist Ahmed Al Samarraie Vorsitzender des ZSAA und Zuchtleiter/Geschäftsführer ist Herr Peter Pracht. Der Verband wird kontinuierlich in Ruhe und ohne Aufsehen geführt. Es werden keine Zwistigkeiten oder “Skandälchen” nach aussen getragen. Die Mitgliederschaft scheint harmonisch zu sein und hinter den Idealen des Verbandes zu stehen. Die Mitglieder rekrutieren sich zu einem großen Teil aus ehemaligen unzufriedenen VZAP-Mitgliedern, die diesem Verband aus verschiedensten Gründen den Rücken gekehrt haben. Der ZSAA steht für das leistungsfähige, sportliche arabische Pferd.

Hengsteintragung

Siehe hierzu auch mein Beitrag zum Thema “Körung – Hengstleistungsprüfung” auf dieser Seite.

VZAP

Die Hengsteintragung für Vollblutaraber des VZAP findet einmal jährlich statt, derzeit in Alsfeld. Der Termin liegt traditionell am letzten Oktober-Wochenende, wurde aber auch schon mal auf Ende August vorverlegt.

Die Hengste werden gemessen, auf hartem Boden gemustert und anschließend an der Hand und im Freilauf in der Halle präsentiert.

Abschließend werden die besseren Hengste mit einer Schleife ausgezeichnet:
eine goldene Schleife (prämiert) bekommen Hengste, die “ganz besondern zur Zucht empfohlen” werden;
eine silberne Schleifen erhalten Hengste, die “ohne Einschränkung zur Zucht empfohlen” sind;
eine weisse Schleife bekommen Hengste, die “mit Einschränkungen zur Zucht empfohlen” werden.

Alle Hengste ohne Schleife haben entweder keine Zuchtempfehlung oder sie haben zuchtausschließende Mängel oder sie wurden vom Besitzer nach der Hartplatzmusterung zurückgezogen (kein Interesse an einer Schleife bzw. Empfehlung).

Zusammen mit der VHS findet immer auch die Körung der Hengste der anderen Rassegruppen statt, sowie der Vollblutaraberhengste, die für die Zucht in den anderen Rassegruppen zugelassen werden sollen (Anerkennung für alle Rassegruppen). Für diese Hengste wird immer auch ein obligatorisches Freispringen durchgeführt.

Gekörte Hengste müssen bis zum Ende des 6. Lebensjahres eine Hengstleistungsprüfung (HLP) absolviert haben, ausser Distanzhengste, die ihre HLP 7- und 8-jährig absolvieren müssen.

Darüber hinaus gibt es gegen entsprechende Kostenübernahme die Möglichkeit, Vollblutaraber-Hengste auf dem eigenen Hof zur Zucht eintragen zu lassen. Dies ist aber im Sinne des Zuchtverbandes unerwünscht. Solche Hengste erhalten keine Bewertung und können auch keine Schleife bekommen.

ZSAA

Die Hengsteintragung erfolgt beim ZSAA als Hofeintragung. Dort werden folgende Schleifen vergeben:
eine goldene Schleife bedeutet, daß der Hengst Körqualität hat und zum zentralen Körtermin in Alsfeld vorgestellt werden sollte.
Eine silberne Schleife besagt, daß der Hengst von guter Qualität ist und evtl. zu einem späteren Zeitpunkt, wenn er sich weiter entwickelt hat, gekört werden könnte.
Alle Hengste ohne Schleife haben keine Zuchtempfehlung.

Alle beim ZSAA gekörten Hengste müssen ebenfalls eine HLP absolvieren.

Die Körung des ZSAA findet jedes Jahr im März in Alsfeld statt. Grundsätzlich setzt sich der ZSAA verstärkt für den Einsatz von gekörten und leistungsgeprüften Vollblutaraberhengsten ein.

Unterschiede der Schleifen bei Vollblutaraber-Hengsten

VZAP

Schleifen werden nur auf der jährlich stattfindenden Verbandshengstschau vergeben. Goldene Schleife: der Hengst ist ganz besonders zur Zucht empfohlen und wird zum Prämienhengst ernannt. Silberne Schleife: der Hengst ist uneingeschränkt zur Zucht empfohlen. Weisse Schleife: der Hengst ist mit Einschränkungen zur Zucht empfohlen. Ein Hengst mit einer goldenen Schleife wird gleichzeitig mit dem Prämientitel ausgezeichnet. Auch gekörte Hengste können prämiert werden.

ZSAA

Schleifen werden bei Hof-Eintragungen vergeben. Goldene Schleife: der Hengst hat auf der Hofeintragung so gut präsentiert, dass ihm die Teilnahme an der Körung empfohlen wird. Silberne Schleife: der Hengst wurde auf der Hofeintragung für gut befunden, eine Körung ist zu einem späteren Zeitpunkt evtl. möglich. Ein Prämientitel wird nur bei der Körung vergeben!

Man sollte bei Interesse daher immer nachfragen, bei welchem Verband ein Hengst seine Schleife erhalten hat, da die damit verbundene Aussage unterschiedlich ist.

Fohlenprämierungen

VZAP

Der VZAP bietet über Deutschland verteilt Termine zur Eintragung, Musterung und Prämierung von Fohlen an. Auf diesen Veranstaltungen können besonders gute Fohlen mit einer Fohlenprämie ausgezeichnet werden.

ZSAA

Der ZSAA prämiert Fohlen bei einer Hofeintragung und staffelt diese Prämierung von * bis *** für die besten Fohlen.

WAHO – Import/Export

Die WAHO (World Arab Horse Organisation) ist der übergeordnete Verband, dem weltweit die nationalen Vollblutaraber-Zuchtverbände angeschlossen sind.

Pro Staat (in unserem Falle Deutschland) kann nur EIN Zuchtverband volles Mitglied der WAHO (Registering Authority Member) werden. In Deutschland ist das der VZAP. Die WAHO garantiert, dass alle Anschlussverbände die Zuchtbücher untereinander akzeptieren. Somit ist der Im- und Export von Pferden zwischen den WAHO-anerkannten Zuchtbüchern untereinander problemlos möglich. Zwischen den WAHO-anerkannten Zuchtverbänden gibt es ein standardisiertes Verfahren bezüglich des bürokratischen Ablaufs eines Im- oder Exports.

Da der ZSAA kein Mitglied der WAHO ist, müssen alle Im- und Exporte von ZSAA-registrierten Pferden über den VZAP erfolgen.

Ausblick

In den letzten Jahren gibt es vorsichtige Annäherungen zwischen den Verbänden. Die Hengstleistungsprüfung als Feldtest wird 2017 erstmalig von beiden Verbänden zusammen in Marbach ausgerichtet. Ebenfalls 2017 kommt es aufgrund von Vorgaben der zuständigen Aufsichtsbehörden zu einer Vereinheitlichung der Zuchtbuchordnungen der beiden Verbände.